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Medienkompetenz von Kindern fördern

Das Internet ist nicht nur für viele erwachsene Menschen im Alltag unverzichtbar, sondern gewinnt auch in der Erziehung an Bedeutung. Es ist wichtig, dem Nachwuchs den richtigen Umgang mit Medien nahezubringen und die Kinder auch vor Überkonsum zu schützen. Doch wie sieht die optimale Gestaltung der Mediennutzung aus und worauf gilt es zu achten? Wie Sie die Medienkompetenz Ihrer Kinder fördern können, erklären wir Ihnen in diesem Ratgeber.

Auf einen Blick: Was bedeutet Medienkompetenz?

Unter Medienkompetenz versteht man die Fähigkeit, Medienkanäle und deren Inhalte kompetent zu nutzen und kritisch zu hinterfragen. Dabei wird der Fokus auf vier Dimensionen gelegt:



  1. Das Wissen über verschiedene Medienkanäle (Sachkompetenz): Der medienkompetente Nutzer ist sich über die Vielfalt der Angebote bewusst und kann eine Einordnung hinsichtlich Seriosität und Glaubwürdigkeit vornehmen.
  2. Medien werden kritisch benutzt (Rezeptionskompetenz): Der Nutzer setzt sich kritisch mit der Quelle der Nachricht auseinander und hinterfragt beispielsweise, welche Intention der Absender verfolgt. Zudem vergleicht der medienkompetente Nutzer verschiedene Quellen miteinander und kann redaktionelle Inhalte von subjektiven Meinungen und Werbung unterscheiden.
  3. Medien werden selbstständig erstellt (Partizipationskompetenz): Der medienkompetente Nutzer kann selbstständig Inhalte produzieren und an Kommentaren, Leserbriefen und Co. mitwirken.
  4. Das eigene Mediennutzungsverhalten kritisch hinterfragen (Selbstreflexionskompetenz): Der Nutzer entwickelt die Kompetenz, seinen eigenen Umgang mit den Medien zu analysieren. Dabei werden sowohl der Prozess als auch die Auswirkungen der Mediennutzung kritisch betrachtet.

Zahlen und Daten: So nutzen Kinder heute digitale Medien

Für viele Kinder und Jugendliche in Deutschland ist das Internet nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Das spiegelt sich auch in der täglichen Nutzungsdauer wider: Fast die Hälfte der Kinder zwischen sechs und neun Jahren nutzt das Internet bis zu 60 Minuten pro Tag, 22 % sogar noch mehr. Bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren liegt die tägliche Nutzungsdauer nach eigener Auskunft bei rund 204 Minuten ( Statista ). Dabei wird das Internet vor allem zum Versenden von Nachrichten, der Nutzung sozialer Medien sowie von Musikstreaming-Diensten, dem Anschauen von Videos, Filmen oder Serien sowie dem Lesen diverser Artikel verwendet.

Häufige Gefahren für Kinder im Internet

Auch wenn Kinder und Jugendliche heute mit dem Internet aufwachsen, sind die Erfahrungen, die sie dabei machen, nicht immer positiv: So gaben laut Statista 23 % der 16- bis 18-jährigen Befragten an, beängstigende Dinge gesehen zu haben. Neben den ungeeigneten Inhalten ist aber auch die Gefahr von Schadprogrammen sowie Spam und Phishing nicht zu unterschätzen. Solche "infizierten“ Nachrichten zielen darauf ab, den Kindern persönliche und sensible Daten zu entlocken

Oft sind es aber auch die Mädchen und Jungen selbst, die persönliche Daten preisgeben oder unbedacht Fotos und Videos ins Netz stellen. Dabei vergessen sie, dass einmal ins Netz gestellte Bilder häufig nicht mehr gelöscht werden können. Eine weitere Gefahr, die insbesondere in den sozialen Medien "lauert“, ist das Cybermobbing. Dieses ist weiter verbreitet als gedacht: Etwa jeder fünfte Jugendliche gab an, schon über das Internet beleidigt oder gemobbt worden zu sein.

Ebenso besteht die Gefahr, dass Kinder im Web an pädophile Erwachsene geraten. Beim sogenannten Cyber-Grooming nutzen Erwachsene das Internet in der Absicht, Kontakt zu Minderjährigen aufzubauen. Die Folge sind Straftaten wie sexuell motivierte Übergriffe. Häufig treffen Täter und Opfer in Chat-Programmen aufeinander. Dabei versuchen die Täter zunächst, das Vertrauen der Kinder zu gewinnen. Anschließend fordern sie häufig Nacktbilder oder versuchen, das Kind zu einem Treffen zu überreden. Eine repräsentative Umfrage der Landesanstalt für Medien NRW aus dem Jahr 2021 zeigt auf, dass bereits 24 % aller Kinder und Jugendlichen zwischen 8 und 18 Jahren im Netz von Erwachsenen zu Verabredungen aufgefordert wurden.

Tipps zur Medienerziehung für Eltern

Damit Kinder einen gesunden Umgang mit Medien erlernen, spielen auch die Eltern eine wichtige Rolle. Sie sind nicht nur Vorbild, sondern entscheiden auch über Regeln, Nutzungsdauer und Einstiegsalter. Letzteres wird häufig diskutiert und sehr unterschiedlich gehandhabt. Umso wichtiger ist es, auf die individuelle Situation und die "Reife“ des Kindes einzugehen. Eine allgemeine Empfehlung ist beispielsweise die "3-6-9-12“-Regel. Diese rät bei Kleinkindern unter drei Jahren gänzlich auf Bildschirmmedien zu verzichten, keine eigene Spielkonsole vor dem sechsten Geburtstag, kein Handy und kein Smartphone bevor das Kind 9 Jahre alt ist und keine unbeaufsichtigte Computer- bzw. Internetnutzung unter 12 Jahren.

Auch das Erklären wichtiger Begriffe wie "Phishing-Website“ oder "Darknet“ sowie das Aufzeigen von Gefahren spielen eine wesentliche Rolle in der Medienbildung bzw. der Förderung der Medienkompetenz. Um den Nachwuchs vor gewissen Risiken und Verlockungen, wie teuren Downloads, zu schützen, kann das Internet kindersicher gestaltet werden. Dazu gibt es eigene Suchmaschinen, wie zum Beispiel die Suchmaschine helles-koepfchen.de oder fragFinn.de . Auch Software oder spezielle Suchmaschinen-Filter wie Jusprog oder KinderServer können bei der Sicherheit im Netz helfen.

Mit steigendem Alter kann der Nachwuchs in immer mehr Entscheidungen einbezogen werden. Dieses Vertrauen ist auch wichtig, damit das Kind lernt, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Um dennoch einen Einblick in die Mediennutzung zu haben, sollten Sie diese immer wieder thematisieren und gemeinsam mit Ihrem Kind kritisch hinterfragen.

Tipp: Mit der Initiative "SCHAU HIN!“ wird Familien ein Medienratgeber an die Hand gegeben, der Eltern und Erziehende über die aktuelle Entwicklung der Medien und Wissenswertes über verschiedene Medienthemen vermittelt. "SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht" dient zur Orientierung in der digitalen Medienwelt und gibt konkrete, alltagstaugliche Tipps für die Medienerziehung von Kindern. Für spezielle Fragen oder persönliche Themen können zudem Medien-Coaches um Rat gefragt werden.

Medienerziehung in der Schule

Obwohl die Fähigkeit, mit Medien umzugehen, auch für das spätere Berufsleben wichtig ist, wird die Medienpädagogik in den Schulen sehr unterschiedlich gehandhabt. Während sich Ausbilder manche Bildungseinrichtungen sehr intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und das Thema Medienkompetenz in den Unterricht integrieren, haben andere Schulen diesbezüglich noch Nachholbedarf. Auch das Bundesland spielt eine Rolle, zumal die einzelnen Ministerien unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Möglichkeiten zur Medienintegration in den Unterricht gibt es mittlerweile viele: Die Bandbreite reicht von Computerprogrammen (Geogebra), Internetrecherchen bis hin zu Quizspielen, die Lernstoff über das Smartphone vermitteln. Ziel sollte es allerdings immer sein, den Kindern und Jugendlichen den richtigen Umgang mit den verschiedenen Medien zu vermitteln. Dazu zählen beispielsweise das Erkennen wichtiger und seriöser Informationsquellen, die sinnvolle Nutzung der verfügbaren Informationen, aber auch das kritische Hinterfragen und Analysieren dieser Informationen. Darüber hinaus gilt es auch im Unterricht, über die Risiken des Internets zu sprechen oder selbst Inhalte zu erstellen.

Chancen und Vorteile: Lernplattformen, Online-Nachhilfe und Co.

Das Internet und die Mediennutzung bieten viele Chancen für junge Menschen. Gerade Schüler können von den vielfältigen Möglichkeiten profitieren. Die Bandbreite an Lernangeboten ist groß: Sie reicht von Lernplattformen mit Übungsmaterial bis hin zu Erklärvideos zu den unterschiedlichsten Unterrichtsstoffen. Auch für das Vokabel-Lernen gibt es mittlerweile tolle Apps. Andere Plattformen ermöglichen den Wissensaustausch unter Schülern: Stellt jemand eine Frage, können andere versuchen, ihm diese zu beantworten und Tipps zu geben.

Auch die Online-Nachhilfe hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Durch die Online-Kommunikation müssen keine langen Fahrtwege in Kauf genommen werden und der Nachhilfeunterricht kann flexibel gestaltet werden.

Zukünftig werden auch Chatbots, die auf künstlicher Intelligenz basieren, wie ChatGPT eine größere Relevanz bekommen. Auch diese bieten viele Chancen, aber auch Gefahren, wie beispielsweise die Verbreitung von Fehlinformationen durch eine falsche Verknüpfung von Daten.

Was ist der Internet-Führerschein für Grundschüler?

Eine weitere Möglichkeit, die Medienkompetenz von Kindern zu fördern, bietet der Internet-Führerschein, der sich insbesondere an Grundschüler richtet. Der Führerschein kann entweder online oder mittels Buch erworben werden. Dabei werden je nach Anbieter beispielsweise die Gefahren des Internets, Regeln für die Internetnutzung oder Suchstrategien und vertrauenswürdige Quellen abgefragt. Ziel ist es, den Kindern das Wissen spielerisch nahezubringen und ihren Ehrgeiz zu wecken. So kann das Kind im Anschluss an die Prüfung stolz seinen Führerschein vorzeigen.

Tipp: Auch die Gewerkschaft der Polizei bietet einen solchen Internet-Führerschein an. Hier können Sie diesen abrufen.

Fazit: So lernen Ihre Kinder einen verantwortungsbewussten Umgang mit Medien

Medienkompetenz und Sicherheit im Internet gewinnen immer mehr an Bedeutung. Dabei ist es wichtig, die Waage zwischen einem gesunden Pensum und dem Überkonsum zu halten. Außerdem sind gerade Kinder und Jugendliche gefährdet, in Kostenfallen zu tappen oder ungeeignetes Material zu sehen. Daher sollten Kinder langsam an die Mediennutzung herangeführt werden und Eltern immer wieder ein Auge darauf haben, wofür der Nachwuchs das Internet nutzt. Eltern haben aber nicht nur die Aufgabe, Regeln aufzustellen und über Gefahren aufzuklären, sondern fungieren auch als Vorbild. Auch den Kindern Vertrauen entgegenzubringen und sie gewisse Erfahrungen selbst machen zu lassen, ist wichtig. Eine offene Kommunikation innerhalb der Familie ist das A und O - auch im Umgang mit digitalen Medien.

Die Barmenia: Versicherungen für Kinder

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